Baumwipferl - „naturorientierte“ Kindergartengruppe


Winter, Jausenpause im Tipi

Informationen zum Einreicher

Gemeinde Traunkirchen
4801 Traunkirchen


Unser Pfarrcaritas-Kindergarten Traunkirchen führte 2019 als erster Kindergarten Oberösterreichs eine „naturorientierte“ Kindergartengruppe, eine neue Form einer Regelgruppe, ein. Die „naturorientierte“ Kindergartengruppe ist angelehnt an das Konzept der Waldkindergärten, welches für Kinder in der Natur beste Voraussetzungen für ihre Entwicklung findet. Hier ist für die Kinder viel Platz zum Spielen, Erkunden und Herumtoben vorhanden. Alle Sinne werden angesprochen, die Lärmbelastung ist deutlich geringer als in geschlossenen Räumen und wer bei Wind und Wetter draußen unterwegs ist, entwickelt ein starkes Immunsystem.

Die Kinder unserer „Baumwipferl“ Gruppe verbringen die ganze Woche bei nahezu jeder Witterung vormittags im Wald bzw. im Freigelände rund um einen kleinen Pferdehof mit Pferden, Ziegen, Hasen, Katzen etc. Diese „naturorientierte“ Gruppe ist auf Initiative von Eltern ins Leben gerufen worden und hat zeitlich ideal den räumlichen Engpass im Kindergartengebäude entschärft.

Während sich bei den Waldkindergärten die Kinder täglich im Wald treffen, kommt unsere Gruppe ganz normal im Kindergarten zusammen. Entweder bringt der Kindergartenbus die Gruppe zu einem in nächster Nähe gelegener Pferdehof. Sie finden dort eine Wiese, einen kleines Waldstück, einen Bach, wo sie spielerisch den Umgang mit der Natur lernen. Bei Bedarf kann sich die Gruppe in einer Hütte bzw. in ein eigens für sie aufgestelltes Tipi mit Feuerstelle zurückziehen. Der Bus holt die Gruppe gegen Mittag wieder ab und bringt sie zurück in den Kindergarten. Dort können die Kinder mittagessen und in die Nachmittagsbetreuung gehen oder werden von den Eltern abgeholt bzw. fahren mit dem Bus nach Hause.
Oder die Kindern bleiben in der Nähe des Kindergartens und gehen täglich zu Fuß in frei zugängliche, nahegelegene Waldgrundstücke, in den Spitzpark direkt am Traunsee beziehungsweise zu öffentliche Kinderspielplätze.

Der Tagesablauf in unserer „Baumwipferl“ Gruppe ist somit im Vergleich zu den anderen Gruppen grundverschieden. Wodurch er nicht für jedes Kind geeignet ist, jedoch als inhaltliche Erweiterung unseres Kindergarten-Angebots wird dieser sehr positiv von vielen Eltern angenommen.

Zielsetzung:
Unseren Kindergarten mit einer Kindergartengruppe zu erweitern, die ähnlich viel draussen ist wie eine Waldkindergartengruppe aber keine Zusatzkosten für die Eltern darstellt.
Waldkindergärten sind eine organisatorische Sonderform, was bedeutet, dass der Kindergarten maximal 70% öffentliche Förderung bekommt. Die restlichen Kosten werden durch Beiträge der Eltern finanziert, wodurch für manche Kinder der Besuch einer Waldgruppe nicht möglich wird.

Zielgruppen:
Kindergartenkinder zwischen 4 - 6 Jahren, die gerne die Vormittage in der Natur verbringen.

Beteiligte:
Eltern, Pfarrcaritas-Kindergarten, Gemeinde Traunkirchen, Pfarre Traunkirchen, Pferdehof Maurerhäusl / Familie Grömer

Umsetzungsstand:
Es läuft bereits das 4. Kindergartenjahr mit unseren „Baumwipferl“. Es gibt mehr Voranmeldungen für diese „naturorientierte“ Gruppe als Plätze zur Verfügung stehen.

Finanzierung:
Gemeinsam mit dem Land OÖ haben wir eine Lösung gefunden, dass unsere „naturorientierte“ Gruppe als Regelgruppe geführt werden kann uns somit zu 100% gefördert wird. Die zusätzlichen Kosten (Bustransport, Tipi, Grundstückspacht) werden von der Gemeinde Traunkirchen getragen. Sämtliche baulichen Notwendigkeiten als auch Erfordernisse für den Tagesablauf (Sitzbank, Jausentisch, Sandkiste, Gartenhütte zur Aufbewahrung der Bastelmaterialen & Spielsachen, Brennholz, etc.) werden von den Eltern umgesetzt.

Erfahrungen:
Die „naturorientierte“ Gruppe des Pfarrcaritas-Kindergarten kann als Vorzeigeprojekt für viele weitere Kindergärten Oberösterreichs zur Anschauung stehen, weil es eine beachtliche Vielzahl an Vorteilen für die Kinder, deren Eltern, die Kindergärten selbst sowie auch die Rechtsträger und Betreiber in sich birgt.

Vorteile für die Kinder:
Phantasie: Die Natur bietet ein breites Repertoire an Anregungen, es gibt immer wieder Neues zu entdecken. Beim Spielen mit Naturmaterialien können die Kleinen ihrer Kreativität und Phantasie freien Lauf lassen.
Ein Gesundheitseffekt, welcher sich aus dem Aufenthalt in der Natur ergibt, ist die Stärkung des Immunsystems: Matsch, Erde, Feuchtigkeit, Frischluft - all das stärkt unter anderem die Abwehrkräfte und beugt chronischen Krankheiten und Allergien vor. Die Natur stärkt die Immunität. Die Kinder im Waldkindergarten sind auch deutlich weniger krank.
Die angeborenen MINT-Kompetenzen der Kinder werden in der Natur besonders gefördert. Beim Hantieren mit Naturmaterialien, Bauen und Konstruieren müssen die Kinder auftauchende Probleme lösen. Es werden Dinge, Pflanzen und Tiere entdeckt und erforscht: Blumen und Blätter werden verglichen, Blütenblätter gezählt, erste mathematische Grundlagen beim Legen von Motiven und Mandalas erkannt. Die Kinder lernen über den Zusammenhang von Ursache und Wirkung z.B. „Wenn die Sonne auf den Schnee scheint, schmilzt er“ und sie lernen, sich präzise auszudrücken, wenn sie ihre Beobachtungen anderen mitteilen wollen.
Sensibilisierung durch aktiven Kontakt zu Flora und Fauna, damit entsteht auch ein ökologisches Bewusstsein. Wie nebenbei lernen sie einen nachhaltigen, verantwortungsvollen und behutsamen Umgang mit Pflanze und Tier.
Stressfrei: da sich der Alltag im Freien abspielt, ist die Lärmbelastung deutlich geringer als in geschlossenen Räumen. Dadurch sind sowohl die Kinder als auch die Pädagogen geringerem Stress ausgesetzt.
Sprachfördernd: Sprache und Bewegung sind eng miteinander verknüpft. Die Sprachentwicklung wird durch die unstrukturierte Spielumgebung besonders gefördert. Zum Beispiel der Stock wird zur Flöte, zur Motorsäge, zum Kochlöffel, der Kreis aus Steinen zum Feuerkranz, etc. - das muss schließlich kommuniziert werden.
Viel Platz: die Kinder haben sehr viel Platz zum Spielen und Bewegen. Ein „Kindergarten ohne Dach und Wände“.
Kein Tag ist wie der andere, das intensive Miterleben der Jahreszeiten schafft viel Abwechslung und weckt die Neugierde
Gute Vorbereitung auf die Schule: alle Fertigkeiten, die für die Schulzeit benötigt werden, lernen die Kinder spielerisch. Konzentration, Ausdauer, Miteinander, Grobmotorik und Feinmotorik.

Vorteile für die Eltern:
Intensivere Einbindung durch spontan notwendige Mitwirkung bei diversen Projekten oder infrastrukturellen Ergänzungen
Auch die Möglichkeit für eine Nachmittagsbetreuung und Mittagessen im Haupthaus, dies ist bei den meisten Waldkindergärten leider nicht möglich, weil diese meistens nur bis Mittag stattfinden
Ausgeglichenere Kinder (deutlich geringerer Lärmpegel und hohe Bewegungsfreiheit)
Naturverbunden heranwachsende Kinder
Keine finanziellen Mehrkosten für die Eltern zum Vergleich zur regulären Kindergartengruppe

Vorteile für die Pädagoginnen:
Gesundheit: die Arbeit kommt dem natürlichen Bewegungsbedarf von Kindern und Erwachsenen nach; stressfreier; frische Luft; der gesamte Körper wird angesprochen; die gesunde Entwicklung von Kindern; die Arbeit in der Natur ist viel angenehmer; es ist leiser und nicht beengt.
Sonstiges: ausgeglichene Kinder; engagierte Eltern; geringes Konfliktpotenzial; Kinder gehören hinaus; Natur als Erzieher; Qualität vor Quantität; ein schöner Arbeitsplatz; weg vom Spielzeugwahnsinn; weg von der Konsumgesellschaft
- Kleinere Gruppengrößen (aufgrund des Betreuungsschlüssel 1/8)

Vorteile für den Kindergarten und seinen Betreibern:
Längerfristig ev. reduzierte bauliche Notwendigkeiten, da lediglich ein einfach ausgestatteter Ausweichraum für Extremwetterlagen (Sturm, Schneedruck, Gewitter)benötigt wird
Reduzierte Auslastung der Gebäude (nur morgendlicher Treffpunkt, ev. Mittagessen und herkömmliche Nachmittagsbetreuung)
Mehr Elternbeteiligung (viele kleine Wünsche / Notwendigkeiten werden „am direkten Weg“ erledigt)

Wir als Eltern würden uns sehr freuen, wenn es in Zukunft die organisatorischen Möglichkeiten gäbe, dass Eltern in einer Vielzahl von Kindergärten in Oberösterreich ganz regulär entscheiden könnten, ob sie ihre Kinder in den Kindergarten selbst wie bisher oder in eine ebenso fix installierte „naturorientierte“ Gruppe schicken wollen.


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Anmerkung:
Früher war das Aufwachsen in der Natur Standard. Heute hat es auch am Land Seltenheitswert. Immer mehr Kinder wachsen in den Innenräumen auf und haben keinen Platz zum draußen Spielen.
Eine Begleiterscheinung der digitalen Welt, in der wir heute leben: Kinder nehmen die Welt um sich herum oft nur aus zweiter Hand wahr. Die Zeiten, in denen eine Horde von Nachbarschaftskindern stundenlang und ohne Erwachsene auf Wiesen, im Wald oder in ruhigen Straßen spielten und tobten, sind vorbei. Stattdessen sind die Nachmittage ausgefüllt mit Programmen: Sport- und Musikunterricht und Playdates. Selbst die „Freispielzeit“ ist oftmals genau eingeteilt und findet dann häufig vor dem Fernseher oder Computer statt.


Im Wald - Legebild
Parkour der Kinder
Warten auf den Bus; Adolfo das neugierige Fohlen


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