BücherNest - durch Lesen Fliegen lernen


Informationen zum Einreicher

Stadt Wels
4600 Wels


BücherNest – durch Lesen Fliegen lernen

Aktuelle Forschungsergebnisse und Erfahrungen zeigen, wie wichtig familiäre Leseförderung und der selbstverständliche Umgang mit Büchern für die frühkindliche Bildung und die späteren Lesefähigkeiten sind. Konsens besteht weitgehend auch darin, dass Leseförderung bereits systematisch im Kleinkind- und Kindergartenalter beginnt, und die außerhalb des Elternhauses praktizierte Leseförderung viel zu spät einsetzt.
Der Erwerb der Grundlagen für gutes Lesen und Schreiben, wie Wortschatz und Sprachverständnis liegt in den ersten Jahren erheblich in der Verantwortung der Eltern. Kinder sollen sie als positive Vorbilder wahrnehmen, die sowohl gerne selbst lesen als auch regelmäßig vorlesen. So werden Eltern zur ersten prägenden Instanz für die Lesesozialisation ihrer Kinder. Das familiäre Vorlesen wirkt sich positiv auf die kognitive, soziale und emotionale Entwicklung der Kinder aus und unterstützt frühzeitig die Entwicklung des Sprach- und Wortschatzes.
In Zeiten, in denen der Anteil leseferner Elternhäuser zunimmt, kommt den elementaren Betreuungseinrichtungen eine immer größer werdende Stellung und Verantwortung zu. Für die gelingende Bildungsbiografie eines Menschen sind gut entwickelte sprachliche und kommunikative Kompetenzen von zentraler Bedeutung, daher sind alle Institutionen und Personen, die Kinder betreuen und bilden beauftragt, vielfältige Impulse zur Sprach- und Leseförderung zu setzen. Ob Kinder im Schulalter einmal gute Leserinnen und Leser werden, und in welcher Form sie später für das Lesen und das Schreiben Interesse entwickeln, scheint auch von Einflüssen abzuhängen, die Kinder im Kindergarten erleben. Unsere Kindergartenbibliothek kann dabei als ein zusätzlicher „Puzzlestein“ angesehen werden, die eine gewinnbringende Ergänzung zur familiären und frühkindlichen Leseförderung darstellt.
Die Stiftung Lesen, die deutsche Partnerorganisation des Österreichischen Buchklubs, wies in der Studie „Lesesozialisation von Kindern in der Familie“ 2009 nach, dass zwar 84 % der Eltern glauben, dass es für ein Kind wichtig ist, viel zu lesen. Nur 30 % der Eltern nehmen aber darauf konkreten Einfluss, während zum Beispiel 97 % sagen, dass sie auf das Benehmen, 90 % auf Fernsehzeiten und immerhin noch 74 % auf die Computerzeiten ihrer Kinder Einfluss nehmen.
Also, so viele Eltern wie nie zuvor sagen, dass Lesen für die kindliche Entwicklung wichtig ist, so wenige wie nie zuvor fördern ihre Kinder tatsächlich.

Wir wollten diesem Trend entgegen wirken.
Nach einem Elternabend rund um das Thema „Bilderbücher vorlesen oder erzählen“ erzählte ich Frau Jörgl von Buch.Zeit - Kompetenzzentrum für Lesen, Schreiben, Rechnen von meiner Vision und Bestreben, die bestehende Bibliothek in ihrer Funktion und Nutzung zu verändern. Unser Buchbestand hatte sich mit den Jahren laufend vergrößert, befand sich in Kästen an unterschiedlichen Orten und stand nur dem pädagogischen Personal zur Verfügung. Gleichzeitig wurden bundesweit Grundlagen für die sprachbezogene Bildungsarbeit in elementaren Bildungseinrichtungen und die verpflichtende Sprachstandsfeststellung eingeführt. Somit erhielt die Sprachförderung einen zentralen Stellenwert in der täglichen Bildungsarbeit mit dem Ziel, auch Eltern darin einzubinden.
Seit dieser Zeit werden beim Aufnahmegespräch alle Eltern befragt, wie oft sie mit ihrem Kind Bilderbücher betrachten und Bücher vorlesen, Geschichten oder Märchen erzählen, Gedichte, Reime und Fingerspiele lernen oder mit ihrem Kind singen. So erhalten wir Einblick in die familiäre literarische Sozialisierung und gleichzeitig erfahren wir, welches Kind erst mit Eintritt in den Kindergarten mit Büchern, dem Vorlesen oder Erzählen von Geschichten in Berührung kommt.
Durch die Inbetriebnahme der Kindergartenbibliothek gelang es uns, Eltern noch stärker in die Bildungsarbeit einzubinden, ihnen den Wert des frühen Vor-Lesens erkennbar zu machen und sie in ihrer Lesevorbildfunktion zu motivieren und zu stärken. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie die entlehnten Bücher ihren Kindern zu Hause vorlesen, wurde somit um ein Vielfaches gesteigert.
Eltern, die kaum oder nie eine Bibliothek oder Buchhandlung besuchten, haben nun in einer vertrauten und ihnen bekannten Umgebung die Möglichkeit Funktion und Nutzen einer Bibliothek kennen zu lernen. Sie erhalten mit dieser Bibliotheksform die Gelegenheit und Chance, sich und ihre Kinder mit einem reichhaltigen Angebot von aktueller Kinder-, aber auch Fachliteratur bekannt zu machen und ein gutes Buchsortiment vorzufinden.
Die Gesellschaft in der wir heute leben kann als eine interkulturelle Gesellschaft bezeichnet werden. Mehrsprachigkeit wird als eine Kompetenz bezeichnet und gilt als eine Bereicherung und ein Startvorteil im Leben. Das wird ebenfalls in unserer Bibliothek berücksichtigt und es finden sich daher Bücher in verschiedenen Sprachen vor. Familien mit Migrationshintergrund können vom Angebot großen Nutzen ziehen und werden in ihrem Bemühen unterstützt.

Wir legen den Grundstein zur Nutzung von öffentlichen Bibliotheken
Den Ort „Bibliothek“ lernen die Kinder nun schon im Kindergarten kennen. Dadurch erfolgt die erste bibliotheksorientierte Sozialisation. Die Bibliothek wird als Ort der Fülle wahrgenommen, wo viele Bücher angeboten und ohne großen Aufwand ausgeborgt werden können. Sie lernen die Funktion, den grundlegenden Aufbau einer Bibliothek und das digitale Ausleihverfahren kennen und erfahren, dass Bücher für eine bestimmte Zeit ausgeliehen und dann zurückzugeben werden. Die geplante, altersgerechte Einführung in die Bibliotheksordnung und die Aktionen rund um den „Bibliotheksführerschein“ vermitteln erste Anhaltspunkte, die später den Schritt zur Benutzung einer öffentlichen Bibliothek oder Schulbibliothek erleichtern.
Eine Einführung in die Bibliotheksnutzung ist auch für einige Eltern wichtig. Bald merken sie, dass das Ausleihen von Büchern unkompliziert, jedes Buch nach bestimmten Themengebieten geordnet und leicht zu finden ist und es zusätzlich noch Spaß machen kann, mit den Kindern auf Entdeckungstour zu gehen.

Die Kindergartenbibliothek wird von Pädagoginnen als Informations-, Wissens- und Medienzentrum genutzt
Mit der Professionalisierung der Pädagoginnen und Pädagogen in elementaren Bildungseinrichtungen gewinnt die Kindergartenbibliothek als Informations- und Wissenszentrum immer mehr an Bedeutung.
Unsere moderne Kindergartenbibliothek stellt die erforderlichen Medien und Informationen, die für die tägliche Arbeit benötigt werden, wie z.B. Fachliteratur zur Vorbereitung und Planung von Bildungsthemen oder zur persönlichen fachlichen Qualifizierung zur Verfügung. Von zu Hause aus kann recherchiert und die benötigte Literatur gesucht und/oder online reserviert werden.
Die Kindergartenbibliothek dient als Informationszentrale, weil hier alle Medien (Bücher, DVD, CD, Spiele, Sprachfördermaterial) erfasst, systematisch erschlossen und sachgerecht allen Benutzern zugänglich gemacht werden. Durch eine effiziente EDV - Verwaltung erfahren Pädagoginnen und Pädagogen eine enorme Vereinfachung und Erleichterung bei der Ausübung in ihrer pädagogischen Bildungsarbeit.

Die Kindergartenbibliothek wird als wichtiges Kommunikations- und Begegnungszentrum im Austausch mit der Schule genutzt
Kooperationen zwischen Kindergarten und Grundschule erleichtern nicht nur Kindern und ihren Familien den Übergang, sie bieten vor allem wichtige Bildungsanlässe im Laufe des letzten Kindergartenjahres.
Die Kindergartenbibliothek als Begegnungszentrum trägt dazu bei, diese Bedingungen und Aufgaben besser zu erfüllen. Bei den geplanten Treffen im Rahmen des Projektes „Auf die Bücher-fertig-los“, die seit einigen Jahren zwischen dem Kindergarten Vogelweide und der Volksschule Maut regelmäßig stattfinden und darauf abzielen, durch Lesepatenschaften von Volksschulkindern die Lesemotivation, die Sprach- und Sozialkompetenz zu fördern, finden sie nun einen adäquaten Platz vor.

Planung, Ausstattung
Ein Raum mit Büchern ist noch keine Bücherei, viele Bücher verführen noch nicht zum Lesen und bis zur Neugestaltung war ein langer Weg zurück zu legen.
Von der Projektidee bis zur Planung, Einrichtung und Eröffnung vergingen drei Jahre. Überzeugungsarbeit und Überlegungen zu den verschiedensten Aspekten waren zu leisten und es galt, die Motivation aller Beteiligten über eine lange Zeit hinweg aufrecht zu erhalten.
Die lange sorgfältige Planungsphase ließ uns die gesteckten Ziele erreichen, Dauerhaftigkeit garantieren und Erfolge feiern.

Das Planungsteam setzte sich aus einem Architekten, dem Team von Buch.Zeit-Wels, der Kindergartenleiterin, interessierte Pädagoginnen und Vertreter der Einrichtungsfirma zusammen.
Damit die Kindergartenbibliothek ein Ort ist, an dem sich Kinder und Eltern wohlfühlen und gerne verweilen, wurde sehr genau auf die Wahl des Standortes, der verfügbaren Räumlichkeiten und Ausstattung geachtet. Größere baulichen Veränderungen mussten vorgenommen werden. Nun befindet sich die Bibliothek am stärksten frequentierten Ort, welcher gut zugänglich und transparent ist und einen hohen Aufforderungscharakter für Kinder, Eltern und Besuchern besitzt.
Ein besonderes Augenmerk wurde auf die Ausstattung gelegt, denn das gemeinsame Bilderbuchbetrachten und Vorlesen in einer gemütlichen und vertrauten Umgebung lieben Kinder ebenso wie Forschen, Spielen und auf Entdeckungsreise gehen. In ihrer Phantasie verwandeln sie sich plötzlich in Detektive, Prinzessinnen oder Superhelden und ein anderes Mal in ein Ungeheuer oder einen Bösewicht.
Von der Farbgestaltung her ergänzen sich die in leuchtenden Farben gehaltenen Sitzmöglichkeiten perfekt mit dem kräftig roten Teppichboden. Der große, feste Sitzdrache und die Polster erlauben den Kindern leichter ihre Sitz- oder Liegepositionen zu verändern und erhöhen somit den Wohlfühlfaktor. Ein großer gemütlicher Sessel ist auch für Erwachsene unentbehrlich.
Eine zusätzlich erforderliche Deckenbeleuchtung wurde montiert.

Ausleihe
Für die Ausleihe und Mediensicherung musste auch die IT-Infrastruktur verbessert und eine Bibliothekssoftware, eine Bibliothekshardware und ein Barcodescanner angekauft werden. Das ermöglicht uns die Ausleihe effektiv und effizient zu erledigen, die Kindergartenbibliothek nach modernsten Kriterien zu führen und jedes ausgeliehene Buch ohne Aufwand dem Benutzer zuzuordnen. Jeder Benutzer ist mit einem Benutzerausweis registriert und mit Foto, Name und Benutzercode versehen.

Katalogisierung und Systematisierung
Der „Alt“- Bestand unserer Kindergartenbibliothek sowie die neu erworbenen Medien wurden inventarisiert uns systematisiert.
Richtungsgebend dabei war die derzeitig verwendete Systematik in den Schulbibliotheken,
dennoch mussten wir eine komplett neue Systematik für unsere Kindergartenbibliothek finden, da es dafür keine Vorlagen, Erfahrungen diesbezüglich gibt. Um ein einfaches Ordnungssystem für die Kleinkinder einzurichten, wurden die verschiedenen Bücher- und Medientypen mit Farbcodes und Bildern markiert. Die gleichen Farbcodes und Bilder finden die Bibliotheksbesucher auf den Regalen wieder. Eine schnelle Orientierung in der Bibliothek ist somit gegeben.

Das Logo unserer Bibliothek
Das Logo wurde von einem Designer und ehemaligen Kindergartenvater kostenlos entworfen und befindet sich auf der Buch-Ausleihtasche, dem Bibliotheksausweis und einem Poster.
Eine Pädagogin schrieb einen Büchersong, der mit den Kindern gesungen und auf CD aufgenommen wurde.

Finanzierung
Die finanziellen Mittel für den Umbau, die spezielle Beleuchtung und den Computer für die Leihe wurden durch die Stadt Wels getragen. Die Ausstattung der Bibliothek des Kindergartens Vogelweide wurde zur Gänze durch Buch.Zeit – Kompetenzzentrum für Lesen, Schreiben, Rechnen finanziert. Den Eltern und Kindern steht die Bibliothek im Kindergarten Vogelweide kostenfrei zur Verfügung. BücherNest – durch Lesen Fliegen lernen.



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